Gruß zum Fastenmonat Ramadan 2020 / 1441

Liebe Mitglieder der Moscheegemeinden in Münster, liebe muslimische Gläubige,

 

in mittlerweile guter Tradition grüßen wir Sie - als Vertreter der Christlichen Kirchen in Münster - herzlich zum diesjährigen Fastenmonat Ramadan.

 

Für Sie ist das Fasten, das jeweils im neunten Monat des islamischen Mondjahres stattfindet, eine der fünf Säulen ihrer Religion neben dem Pilgern nach Mekka, den täglichen Gebetszeiten, dem Glaubensbekenntnis zu Allah als einzigem Gott und dem Almosengeben.

 

Dabei ist die Begegnung mit dem Fastenbrechen am Abend im Familienkreis oder auch in der Moschee ein wesentlicher Bestandteil. Häufig durften Christinnen und Christen dabei zu Gast sein. Und doch ist der Fastenmonat 2020 anders als in den voraufgegangenen Jahren:

 

Am vergangenen Mittwoch hat Großmufti Scheich Mohammed Hussein palästinensische Muslime dazu aufgerufen, im muslimischen Fastenmonat Ramadan zuhause zu beten. Auch Ägypten und Jordanien hatten ähnliche Regelungen erlassen, um eine Verbreitung des Corona-Virus durch öffentliche Ramadangebete zu verhindern. Al-Aksa-Moschee, Felsendom und Tempelberg sollen aufgrund der Corona-Pandemie während des gesamten muslimischen Fastenmonats Ramadan für muslimische Beter geschlossen bleiben. Ähnliches zeichnet sich auch für die Münsteraner Moscheen ab.

 

Welch eine Herausforderung!

 

Die Corona-Pandemie gestaltet sich in diesem Jahr aber auch als Herausforderung für die Mitglieder aller monotheistischen Religionsgemeinschaften, die in diesen Tagen Ihre wichtigsten Feste im Jahr feiern, bzw. gefeiert haben und dazu in der Regel die Dankbarkeit und Freude über ihren barmherzigen GOTT mit vielen Menschen teilen möchten.

 

Die Corona-Pandemie macht zwischen Juden, Christen und Muslimen keinen Unterschied – das Versammlungsverbot trifft uns alle.

 

Religion aber braucht Gemeinschaft, braucht Versammlung, braucht das gemeinsame Lob unseres GOTTES.

 

In dieser Not, in der körperliche Nähe verhindert werden soll, um sich nicht gegenseitig gesundheitlich zu gefährden, können die Religionsgemeinschaften aber auch neu zusammen finden, um Hoffnung und Sorgen zu teilen und sich gemeinsam für ein gutes Miteinander und den Erhalt der uns anvertrauten Schöpfung einzusetzen.

 

Einige solcher Begegnungen durften wir in der Vergangenheit in Münster schon gemeinsam erfahren, besonders an den Tagen der offenen Moschee, jeweils am 03.Oktober eines Jahres, wofür wir Ihnen an dieser Stelle gern danken möchten.

 

Wichtig scheint es uns aber auch, dass gegenseitiger Respekt und ein füreinander da sein den Alltag von Muslimen und Christen in der Stadt, in ihren Ortsteilen prägen und wir Anteil nehmen an dem Leben des jeweils anderen.

 

Papst Franziskus hat dazu im April eine Empfehlung ausgesprochen, der wir uns gern anschließen. Er sagte: „Wenn sich aus der Corona-Krise etwas lernen lässt, dann dies: „dass sich keiner alleine rettet“. „Die Grenzen werden durchlässig, und alle fundamentalistischen Reden lösen sich auf, wenn uns die fast unmerkliche Präsenz des Virus darauf hinweist, dass wir zerbrechlich sind. Der Ernst der Stunde verlangt, dass konkrete Konsequenzen aus der Krise gezogen werden.“

 

Der Papst fordert die Entwicklung von „Antikörpern der Solidarität“, um die üblen Folgen der Pandemie abzufedern. Mit Fatalismus sei jetzt nicht gedient, stattdessen solle sich jede-r als „Handwerker und Protagonist einer gemeinsamen Geschichte“ fühlen und entsprechend agieren. „Wir können es uns nicht erlauben, die jetzige und künftige Geschichte zu schreiben, wenn wir gleichzeitig dem Leiden so vieler Menschen den Rücken zudrehen. Wenn wir wie ein einziges Volk handeln, können wir auch angesichts anderer Epidemien, die uns bedrohen: Hungersnöte, Kriege, Waffenhandel, Raubbau an den natürlichen Ressourcen, eine echte Durchschlagskraft entwickeln.“

 

Einer „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ setzt er einen Lebensstil der „Zivilisation der Liebe“ entgegen.

 

Wir dürfen uns gegenseitig daran erinnern, dass ALLAH uns erschaffen hat, damit wir für IHN und füreinander leben können; das kann als „Zivilisation der Liebe“ bezeichnet werden.

 

In der Hoffnung, dass alle Menschen diesen Weg vor ALLAH gehen mögen und wir in gegenseitiger Achtung füreinander wachsen und so zu einem friedvollen Miteinander der Menschen in Münster beitragen, wünschen wir Ihnen, Ihren Familien, sowie Ihren Gemeinden und Einrichtungen einen segensreichen Fastenmonat Ramadan und ein frohes Fest des Fastenbrechens. Für Sie erbitten wir GOTTES Segen.

 

FRIEDE möge auf Ihnen ruhen und von Ihnen und uns allen ausgehen. SALAM-SELAM

 

Für den evangelischen Kirchenkreis

Thomas Groll

Vertreter des Superintendenten

 

Für das katholische Stadtdekanat

Jörg Hagemann

Stadtdechant

 

Für die ACK MS

Annethres Schweder

Vorsitzende der ACK

 

 

 

Vielleicht kann das Foto von der Pfingstrose, der sich eine Biene - angelockt von dem süßen Duft - nähert, ein schönes Bild für unser Miteinander sein? Mit unseren jeweiligen Schätzen können wir mal die Rolle der Rose und mal die Rolle der Biene füreinander einnehmen und uns so gegenseitig beschenken?!