Gruß zum Abschied vom Vorsitz der ACK Münster

Sehr geehrte Damen und Herren,


in der 229. Konferenz der ACK Münster, am 03.09.2020, schied ich nach 22 Jahren - zusammen mit insgesamt 14 Delegierten der verschiedenen Christlichen Kirchen - aus der ACK aus. Von diesem Zeitpunkt an endete auch meine 4-jährige Tätigkeit als Vorsitzende dieses Gremiums.


Am 18.09.2016, dem Sonntag nach der Aufnahme des Amtes als Vorsitzende der ACK, zitierte ich in meinem Vorstellungsgruß, an Vertreter*innen der Kirchen, Religionsgemeinschaften und politischen Gremien, aus dem Evangelium vom Tag (Lk 16,3 b): „zu betteln, schäme ich mich“, um auf diese Weise meinem Wunsch nach einem Miteinander auf Augenhöhe Ausdruck zu verleihen.


Heute möchte ich meinen Abschiedsgruß, der gleichzeitig einen Rückblick über – aus meiner Sicht - wichtige Ereignisse der letzten Legislaturperiode der ACK MS einschließen soll, ebenfalls mit einem Zitat aus einer Lesung des heutigen Sonntags beginnen. Der Prophet Jesaja ruft dazu auf: „Sucht den HERRN, ER lässt sich finden, ruft IHN an, ER ist nah…Kehrt um zu IHM, denn ER ist groß im Verzeihen“. (Jes 55 6, 7 b).


Die neue Legislaturperiode der ACK erhielt eine erste Öffentlichkeit mit dem Eröffnungsgottesdienst zur interkulturellen Woche 2016, der in Münster zentral für das Land NRW im Paulusdom gefeiert wurde; Predigerin war die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Münster, Meike Friedrich. Kurz darauf - am 24.10.2016 - folgte bereits die jährliche Friedensvesper in der Apostelkirche, in der Weihbischof Dr. Stefan Zekorn die Predigt hielt. Im Anschluss an die Vesper lud der Christlich-Islamische Arbeitskreis (CIAK), der auf Initiative der ACK gegründet worden war, zu seinem 20-jährigen Bestehen in das Café Weltbühne ein, wo mit vielen Gästen – darunter auch der Christliche-Islamische Frauenkreis (CIFK) – dieses Miteinander von Christen*innen und Muslimen*innen gebührend gefeiert wurde.


Am 28.10.2016 starb im Alter von 92 Jahren der Ehrenvorsitzende der ACK MS, Geistlicher Rat Lothar Hehn. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der ACK und war auch einige Jahre ihr Vorsitzender. Er sollte nicht der letzte in der Reihe ehemaliger Delegierter und Begleiter*innen der ACK bleiben, von denen wir Abschied nehmen mussten und die uns mahnten, dass all unser Tun vergänglich ist. Schon am 13.Januar 2017 folgte ihm Spyros Marinos (77), der langjährige Vorsitzende des Integrationsrates; am 27.05.2017wurde Schwester Guntraud Bense (75) heimgerufen, nachdem sie erst knapp ein Jahr zuvor von der ACK Abschied genommen hatte; am 29.12.2017 verstarb der Superintendent i.R., Norbert Beer, der ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern der ACK MS zählte. Auch des ehemaligen Stadtdechanten Michael Scharf, Weihbischof Friedrich Ostermann und des im vergangenen Jahr so plötzlich verstorbenen Superintendenten Ulf Schlien gedachten wir anlässlich unserer Zusammenkünfte und stellten jeweils eine Kerze für sie während der Konferenzen auf, als Zeichen der Hoffnung, dass sie nun ihren Weg in IHM vollenden durften.


Am 31.10.2016 wurde das „Gedenk- und Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation“ eröffnet. In Münster wurde diesem Gedenkjahr u.a. mit drei wichtigen Gottesdiensten Rechnung getragen: am 20.01.2017 fand ein (bilateraler) ökumenischer „Emmaus Gang“ von der Lamberti Kirche zur Apostelkirche statt, ihm folgte am 18.03.2017 ein (multilateraler) ökumenischer Versöhnungsgottesdienst in der St. Ludgeri Kirche, sowie das ökumenische Fest am Pfingstmontag, „Zusammen wachsen“, zu dem neben der ACK Münster das Bistum Münster, die evangelische Kirche von Westfalen und die evangelische Kirche des Rheinlandes eingeladen hatten. (Näheres dazu und zu der gemeinsam unterzeichneten Verpflichtungserklärung „Gemeinsam Zukunft gestalten“ ist im Archiv der Homepage der ACK MS nachzulesen).


Am 13. Mai 2017 war auch die Auftaktveranstaltung zum 101. Katholikentag, im Dom zu Münster. Am 09.09.2017 folgte, ebenfalls im Paulusdom, der Eröffnungsgottesdienst zum Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft von St. Egidio, zu deren Veranstaltungen auch die Delegierten der ACK eingeladen waren. Mit einem Gottesdienst musste leider am 29.09.2017 die 43 -jährige Tradition der 10-Minuten-Andachten in der Dominikanerkirche beendet werden, da die Kirche einer anderen Nutzung zugeführt wurde. Seit dieser Zeit ist die ACK im Austausch mit verschiedenen Institutionen, um ihr Engagement in der Citypastoral in Münster abzustimmen. Der Spätsommer des Jahres 2017 „bescherte“ uns auch eine neue Homepage, die seit 2018 eine bessere Information ökumenisch interessierter Menschen ermöglicht (www.ack-muenster.de).


Besonders beeindruckend war für mich der Ökumenische Gottesdienst am 31.10.2017, zum Abschluss des Gedenkjahres „500 Jahre Reformation“, zu dem der Vorstand der ACK Osnabrück den Vorstand der ACK Münster in die Marienkirche in Osnabrück eingeladen hatte. Den krönenden Abschluss eines Kalenderjahres, oder auch Beginn eines Kirchenjahres, bildete der jährliche Christmas-Carol Service im Paulusdom, der seit dem Weggang der Britischen Soldaten musikalisch vom Luftwaffenmusikkorps Münster begleitet wird. (Leider wird dieser Gottesdienst in 2020 wegen der CORONA-Pandemie, die eine Zusammenkunft in einem dann überfüllten Dom und ein Singen von Liedern und Chorälen, sowie den Einsatz von Blasinstrumenten nicht zulassen kann, ausfallen. Eine Zusage des Musikkorps für 2021 liegt aber bereits vor.)


Das Jahr 2018 war in Münster stark von dem Thema „Frieden“ geprägt, wenngleich am 07.04 2018 ein Attentat am Kiepenkerl eher das Gegenteil befürchten ließ. Bereits am Tag darauf strömten aber die Menschen in den Dom, um dort gemeinsam ihre Sorge und Trauer und den Wunsch nach einem friedvollen Miteinander der Menschen vor GOTT zu tragen.


Der Katholikentag im Mai, der unter dem Thema „Suche Frieden“ stand, sowie das Friedensgebet im Dom am 10.10.2018 anl. des Bombenangriffs auf Münster 1943 sind dafür ebenfalls sichtbare Zeichen. Ein schönes Zeichen stellte auch der „Geburtstag“ des Christlich-Islamischen Frauenkreises dar, der am 3.12.2018 auf 20 Jahre freundschaftliche Dialogarbeit zurückblicken konnte. Der Kreis war 1998 durch Frauen der ACK Münster initiiert worden.


Viele kleine Schritte haben auch in 2019 dazu geführt, dass in der ACK Einheit punktuell erfahrbar werden konnte. Einige Beispiele möchte ich hier aufführen: Am 20.01.2019 fand zur Eröffnung der Gebetswoche für die Einheit der Christen, die unter dem Thema stand: „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit, ihr sollst du nachjagen“ eine ökumenische Vesper im Hohen Dom zu Münster statt, in der Bischof Dr. Felix Genn eine eindrückliche Predigt zum Thema der Gebetswoche hielt.


In der 225. Delegiertenkonferenz, am 22.05.2019 wurde die Neuapostolische Kirche-Gemeinde Münster, die im Januar 2020 ihr 100-jähriges Bestehen feiern konnte, nach einem fast zweijährigen Annäherungs- und Austauschprozess als Gastmitglied in die ACK Münster aufgenommen.


Einen Höhepunkt bildete das ökumenische Fest am Pfingstmontag auf dem Domplatz, das unter dem Thema stand: „Jeder hörte sie in seiner Sprache reden“. Das gut besuchte Fest am 10.06.2019 hatte mehrere Highlights, die auf der Homepage nachempfunden werden können. Da das Fest der multilateralen Ökumene gewidmet war, freuten wir uns besonders über den Prediger, den Vorsitzenden der Bundes-ACK, Erzpriester Radu Konstantin Miron. Erwähnen möchte ich auch die Kunstaktion, die der Künstler und Pfarrer Thomas Schulz mit Unterstützung des Ökumenischen Arbeitskreises MS-Süd-Ost durchführte. Das dabei mit vielen Besuchern des Festes im Paradies des Domes entstandene 2 X 15 Meter große Bild, wurde auch in der abschließenden Vesper im Dom gewürdigt. Der Tag der Offenen Moschee- jährlich am 03.10.2019- wird seit dem Jahr 2000 stets am Nachmittag um 15.00 Uhr mit einer Begegnungsstunde begangen, in der zunächst christliche und muslimische Bibel- und Koranzitate mit Gebeten und Liedern aus den Religionen abwechseln und anschließend die gastgebende Moscheegemeinde (jährlich wechselnd) zu einem Austausch bei liebevoll zubereiteten Köstlichkeiten einlädt. Im Jahr 2019 stand er unter dem Thema: „Heimat mehr als ein Ort“. Für die Christen sprach Superintendent Ulf Schlien, der leider wenige Tage später verstarb, ein eindrückliches Grußwort, das ebenfalls in Auszügen im Archiv der Homepage nachgelesen werden kann. Die Begegnungen, die an einem solchen Tag zwischen den Vertretern der Moscheegemeinden und den Gästen ermöglicht werden, unterstützen das Bemühen um ein gutes Miteinander der Menschen.


Dieses Ziel verfolgt auch das jährlich stattfindende Treffen der Vertreter*innen der Religionsgemeinschaften, zu dem die Oberbürgermeister von Münster bzw. Osnabrück jährlich abwechselnd in ihre Rathäuser einladen, und das am 29.Oktober im Münsteraner Rathaus stattfand. Die Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zur Teilnahme am jährlichen Gedenken an die Reichpogromnacht (am 09.11.1938) in der Synagoge nahm die ACK aus Solidarität zu unseren Jüdischen Schwestern und Brüdern in Münster ebenfalls an.


Am 13.01.2020 habe ich nach 18 Jahren die Rolle der christlichen Sprecherin im CIAK abgegeben in der Hoffnung, dass sich in absehbarer Zeit eine Nachfolge finden sollte. Der Dialog zwischen Christen und Muslimen ist ein unverzichtbares Gut in unserer Stadt.


Im Kontext mit der jährlich stattfindenden Interkulturellen Woche waren ein Teil des Vorstands zusammen mit Pfarrer A. Sühling, dem Sprecher des Vorbereitungskreises des Gottesdienstes zum Auftakt dieser Woche, zu Gast in der Bahaí-Gemeinde in Münster, um mit dem dortigen Vorstand auszuloten, ob zukünftig ein gemeinsames Engagement für eine multireligiöse Begegnung mit Zitaten aus den jeweiligen Schriften der Religionsgemeinschaften in Münster realisierbar sein könnte. Die Begegnung in der Gemeinde war sehr wohltuend und kann als ein erster Schritt zu weiterem gemeinsamem Tun sein (leider hat sich die Corona-Pandemie dieses Jahr als „Bremse“ gezeigt). Am 27.01.2020 begingen wir- 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz- den Gedenktag der Opfer des NS-Staates. Nach der Kranzniederlegung am Zwinger fand ein ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Apostelkirche statt, der unter dem Leitwort stand: „Herr, zeige mir Deine Wege, lehre mich Deine Pfade“ (Psalm 25,4) In diesen Tagen ist die Aktualität dieser Bitte unübersehbar. Das Schriftwort (Jes2,1-5) durfte ich für die ACK auslegen (der Auslegungstext ist auf der Homepage der ACK nachlesbar).


In der 228.Delegiertenkonferenz, am 27.Februar, konnten wir, nachdem der Pastor der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Münster, Frank Kohlmeyer, im November 2019 einen Antrag seiner Gemeinde auf Vollmitgliedschaft in der ACK gestellt hatte, diesem Antrag mit einem einstimmigen Votum der Konferenz nachkommen und die Gemeinde, die bereits seit Beginn der ACK (1971) als Gastmitglied aktiv die Anliegen der ACK mitgetragen hatte, in einem Gottesdienst als Vollmitglied aufnehmen. Dieses Tun hat mich besonders froh gestimmt, da Pastor i.R. Jan Hoekstra seit 33 Jahren seine Gemeinde, in der ACK mit vielen guten Impulsen vertrat und nun verabschiedet werden konnte mit der Gewissheit, dass sein Bemühen um die Einheit der Christen*innen von seiner Gemeinde weiterhin aktiv unterstützt werden wird.


Vieles wäre noch in Dankbarkeit zu erwähnen, zum Beispiel die jährlichen Segenshandlungen zu Beginn der Sommerferien in der Autobahnkapelle, die in diesem Jahr trotz der Pandemie stattfanden, oder der ökumenische Gottesdienst für die Verkehrsopfer, der mit viel Herzblut zusammen mit der Notfallseelsorge jährlich im November stattfindet. Leider mussten wir aber auch - neben den 10-Minuten-Andachten - von der Mitverantwortung für das jährliche Treffen der Krankenhausbesucher*innen und der Durchführung der Friedhofsandachten anl. der Totengedenktage Abstand nehmen, weil es an Kapazitäten dafür fehlte. Auch das 2-3 mal im Jahr organisierte Treffen für Ökumenebeauftragte der Gemeinden stagnierte in den letzten Jahren. Hier wäre es wünschenswert, wenn diese Treffen neu initiiert werden könnten.


Zum „Sorgenkind“ wurden in den letzten Jahren- bereits vor dieser Legislaturperiode- die verschiedenen Orthodoxen Gemeinden, die teilweise nur punktuell oder gar nicht in den Konferenzen anwesend waren und sich auch kaum in die einzelnen Aktionen der ACK einbringen konnten. Leider ist das ein Phänomen, das sich auch in der Landes- und Bundes-ACK zeigt. Hier könnte es sich lohnen nachzuspüren, ob und wie diese Gemeinden wieder besser mit ins Boot genommen werden können.


Am Ende dieses Grußwortes möchte ich alle bitten, mir nachzusehen, wenn ich ihren Ansprüchen nicht gerecht werden konnte, wenn ich sie übersehen habe oder sogar verletzte. Es drängt mich aber auch, „DANKE“ zu sagen. Mein Dank gilt dem Vorstand der ACK und den Delegierten der verschiedenen Kirchen, dem Stadtdechanten und den Mitarbeiter*innen im Stadtdekanat Münster, der Superintendentur, dem Domkapitel und allen, die sich in Münster für die Einheit der Christen, sowie für ein gutes Miteinander der Konfessionen, der Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen einsetzen und in Solidarität diesen Dienst tun, der auch ein Dienst für ein gutes Gelingen des Miteinanders der Menschen in Münster ist.


Mein besonderer Dank gilt auch dem „Kampanile-Team“, insbesondere Frau Jaskolla, sowie „unserem so zuverlässigen Web-Master, Sönke Stiller, für die starke Unterstützung bei der Pflege der Home-Page der ACK MS. Mein größter Dank gilt dabei meinem Ehemann, Rainer, der seit 47 Jahren mein Tun und Lassen nicht nur toleriert, sondern 10 Jahre länger als ich als Delegierter der evangelischen Kirche in der ACK Münster mitwirkte und das auch, von einigen unbemerkt, trotz einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung zu Beginn dieser Legislaturperiode. Ohne seine Rückenstärkung wäre mein Engagement nicht in diesem Maße möglich gewesen. Auf diese Weise durften wir wirklich unseren Wunsch und Traum von einem konfessionsverbindenden Ehepaar, ja, einer konfessionsverbindenden Familie mit 3 nun erwachsenen Kindern nebst Partnern und Enkelkindern leben.


Da mein, auf Ameland begonnener, Gruß leider erst jetzt abgeschlossen werden kann, möchte ich gern die Chance nutzen, der „neuen ACK“ mit meinem Nachfolger, Pfarrer André Sühling, sowie den weiteren Vorstandsmitgliedern, Pfarrer Stahlhut, Frau Dick und Frau Kleineidam Gottes reichen Segen und Freude im Amt zu wünschen.


Allen Leserinnen und Lesern dieses Grußes wünsche ich, dass wir „das Mögliche gemeinsam tun“ und „ansteckend“ sein mögen, durch unsere Dankbarkeit und Freude, die aus der Hoffnung und Zuversicht gespeist werden, dass ER unter uns gegenwärtig ist, egal was kommt und dass ER uns weiterhin begleitet.


Die letzte ACK-Konferenz endete mit einem Gottesdienst in der Martinikirche, an dessen Ende ich einen – leicht abgewandelten - Text von Pfarrer Thomas Schulz stellte: „Ich träume von einer Kirche“. Da Viele mich darum baten, ihnen diesen Text zugänglich zu machen, füge ich ihn gern als eigene Datei an.


In Ökumenischer Verbundenheit

Annethres Schweder