Jahresrückblick 2018

Vor Weihnachten durfte ich einige Tage Auszeit an der Nordsee nehmen und entdeckte in der evangelisch -lutherischen Kirche in Esens eine Sanduhr, auf der ein Wunsch verzeichnet ist, den ich allen Besuchern und Besucherinnen unserer Homepage gern als Wunsch mit ins Jahr 2019 geben möchte:


ich wünsche dir Zeit

Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.

Ich wünsche die nur, was die meisten nicht haben:

Ich wünsche dir Zeit, dich zu freuen und zu lachen.

und wenn du sie nutzt, kannst du etwas draus machen.



Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,

nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.

Ich wünsche dir Zeit - nicht zum Hasten und Rennen,

sondern die Zeit zum zufrieden sein können.



Ich wünsche dir Zeit - nicht nur so zum Vertreiben.

Ich wünsche, sie möge dir übrigbleiben

als Zeit für das Staunen und Zeit für Vertrauen.

anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schauen.



Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,

und Zeit, um zu wachsen, das heißt, um zu reifen.

Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.

Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.



Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,

jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.

Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.

Ich wünsch dir: Zeit zu haben zum Leben!“ Elli Michler)



Mit diesem Wunsch möchte ich auch dankbar Rückblick halten auf die Zeit, die die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Münster (ACK) in 2018 an manchen Stellen mitgestalten konnte. In Münster stand das Jahr 2018 unter dem zentralen und stets aktuellen Thema. „Frieden“. Viele Ereignisse der Geschichte jährten sich und luden dazu ein, gemeinsam in Dankbarkeit zurück zu blicken auf eine Zeit, die uns – trotz aller Bedrohung durch zunehmend extremistische Strömungen in Teilen der Bevölkerung – Frieden geschenkt hat. Dieses wage ich zu schreiben, trotz der Geschehnisse, die das Jahr 2018 auch in Münster geprägt haben. Schon die ersten Sonnenstrahlen des Frühjahres wurden durch ein Attentat am Kiepenkerl getrübt und erforderten unsere gemeinsame Solidarität, die dankenswerter Weise in Münster in guter ökumenischer Verantwortung gelebt wird.

Der spontanen Einladung des Domkapitels, des evangelischen Kirchenkreises, des Stadtdekanates und der ACK zu einem Gebet im Dom für die Opfer dieses Attentates, kam ein Großteil der Münsteraner Bevölkerung – auch religionsübergreifend - nach. Bischof Dr. Felix Genn lud mit sehr einfühlsamen Worten alle Menschen ein, im Dom Ihrer Trauer Ausdruck zu geben und neue Kraft und Zuversicht zu tanken.

Die jährliche Gedenkstunde für die Opfer des NS-Staates (27.01.- Zwinger und Apostelkirche), die Woche der Brüderlichkeit (12.03.- Festsaal des Rathauses), die Erinnerung an die Reichsprogromnacht 1938 (09.11 .- Synagoge), der jährlich von der ACK gestaltete Gottesdienst zur Eröffnung der Interkulturellen Wochen (29.09.- St.-Lamberti-Kirche-Predigt: Superintendent Ulf Schlien), sowie die ökumenische Friedensvesper (24.10.- Apostelkirche - Predigt: Frau Prof. Dr. Dorothea Sattler) stehen zeichenhaft für das Jahrzehnte lange Engagement der ACK für den Frieden. Dafür sei an dieser Stelle insbesondere den jeweiligen Vorbereitungskreisen (mit ihren Sprechern Pfarrer Sühling und Pfarrer Kandzi für die zuletzt genannten Gottesdienste) gedankt. Am 10.10.2018 fand- auf Anregung des Domkapitels -zudem in Zusammenarbeit mit dem evangelischen Kirchenkreis, dem Stadtdekanat und der ACK im Dom ein ökumenisches Friedensgebet anlässlich des am 10.10.1943 erfolgten Bombenangriffs auf Münster statt. Hier waren alle Gottesdienstteilnehmer*Innen eingeladen, gemäß dem Psalm-Wort: „Wie Weihrauch steige unser Gebet empor“, während der Fürbitten Weihrauchkörner auf glühende Kohle zu legen, so dass die Dringlichkeit dieses Friedensgebetes eindrücklich sichtbar wurde.

2018 war zudem geprägt vom 101. Katholikentag, der unter dem Leitwort „Suche Frieden“ (Psalm 34) vom 09.-13. Mai in Münster stattfand. Viele Menschen, die aus dem gesamten Bundesgebiet, aber auch weltweit angereist waren, spürten den ökumenischen Geist dieses großen Begegnungsfestes auch dort, wo nicht eigens „ökumenisch“ darauf stand. Die ACK war an unterschiedlichen Stellen engagiert u.a. bei einem Stand auf der Kirchenmeile, zusammen mit Vertretern der Bundes-ACK und Vertreter*Innen der ACK-NRW. In besonderer Erinnerung dürfte vor allem die Predigt der Erzbischöfin der schwedischen Kirche, Antje Jackelén, bleiben. (Die Predigt kann im Wortlaut auf dieser in 2018 neu erstellten Homepage der ACK nachgelesen werden) Ein wichtiges Austauschtreffen zu Fragen der Ökumene in Münster fand am 23.05.2018 in den Räumen des Stadtdekanatsbüros zwischen dem Vorstand der ACK und dem Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises Münster, Ulf Schlien, sowie dem katholischen Stadtdechanten, Jörg Hagemann, statt. Gemeinsam loteten wir aus, welche Aufgaben gemeinsam getragen werden können, auch wo eine gegenseitige Vertretung möglich und lebbar ist. Zudem wurden regelmäßige Treffen vereinbart; auch die Frage der City-Pastoral wurde angesprochen und wird sicherlich in 2019 noch konkretisiert werden müssen.

Seit der 350-Jahrfeier „Westfälischer Friede“ (1998) besteht eine besondere Beziehung zwischen der ACK Münster und der ACK Osnabrück. Seither treffen sich jährlich abwechselnd in OS oder MS die Vorstände der beiden Arbeitsgemeinschaften zum Austausch und zur Planung möglicher gemeinsamer Aktivitäten. Zu den Friedensvespern im Oktober jeden Jahres kommen stets Abordnungen der jeweiligen ACKs und sind auch in die Liturgien eingebunden. 2018 fand erstmals seit dem Bestehen der ACK Münster eine Delegiertenkonferenz in Osnabrück statt, zu der auch der Vorstand der ACK OS eingeladen wurde. Die serbisch-orthodoxe Gemeinde Hl. Georg in Osnabrück, die an jedem 2. Samstag im Monat für die in Münster wohnenden Mitglieder einen Gottesdienst in der Epiphaniaskirche feiert, ist seit vielen Jahren Vollmitglied auch der ACK MS und war am 11.09.2018 Gastgeberin für die Konferenz, die in der sehr eindrucksvoll gestalteten Kirche und in den Gemeinderäumen stattfand. Die Begegnung dort war für alle sehr bereichernd.

Im November 2017 nahm erstmals die Neuapostolische Gemeinde (NAK) in Münster Kontakt zur ACK auf und bat darum, einander kennen lernen zu dürfen. Am 06.02.2018 fand ein erstes Treffen des Vorstands der ACK mit dem Vorstand der NAK in den Räumen der Gemeinde, Breite Gasse, statt. Nachdem wir in der Delegiertenkonferenz im Juni 2018 über den Kontaktwunsch der NAK gesprochen hatten und uns anhand der Orientierungshilfe „Schritte aufeinander zu“, die im Jahr 2015 von der Bundes-ACK in Zusammenarbeit mit der NAK erstellt worden war, und dank der Unterstützung durch Frau Prof. Dr. Dorothea Sattler, ein wenig mit der NAK vertraut gemacht hatten, gab es für interessierte Delegierte am Abend des 08.11.2018 eine weitere Begegnungsmöglichkeit in der Neuapostolischen Gemeinde in Münster. Die Delegiertenkonferenz beschloss sodann am 15.11.2018, dass eine Delegation der NAK zu einem Austausch in die im Februar 2019 stattfindende Konferenz eingeladen werden möge. Hier werden wir dann ausloten, ob es auch in Münster weitere Schritte aufeinander zu geben kann, nachdem die NAK bereits in einigen Landes-ACKs, sowie in der Bundes-ACK den Status der Gastmitgliedschaft anstrebt. Die ACK engagiert sich - auf Grund ihrer Selbstverpflichtung in der Satzung - weiterhin im Christlich-Islamischen Arbeitskreis (CIAK), was sich u.a. in der Teilnahme am Tag der Offenen Moschee zeigte, sowie im Christlich-Islamischen Frauenkreis (CIFK), der am 03.12.2018 auf sein 20-jähriges Bestehen zurückblicken konnte. Der Dialog ist in Zeiten starker Polemik wichtiger denn je. Die in mehr als 20 Jahren gewachsenen vertrauensvollen Beziehungen hier in Münster tragen dazu bei, dass wir dazu ermutigen möchten, weiterhin miteinander, statt übereinander zu reden.

„Alle Jahre wieder“ gehört der German-English Christmas Carol Service im St. Paulus-Dom in Münster zu einer weiteren Initiative der ACK. Hier erfahren wir jedes Jahr aufs Neue, wie wichtig für die Münsteraner Bevölkerung eine Einstimmung in den Advent ist, die nicht vom Kommerz, sondern vom Geheimnis der Weihnacht geprägt ist. Auch 2018 war der Dom schon eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes gefüllt. Dank der Gastfreundschaft des Domkapitels und des Engagements des Luftwaffenmusikkorps Münster unter der Leitung von Oberstleutnant Christian Weipers, aber auch der Gäste, die diese Stunde mitgestalten, entsteht eine dichte Erwartungsatmosphäre, die auch noch dadurch unterstrichen wird, dass Vertreter der anglikanischen Kirche sich an der Liturgie beteiligen. In diesem Jahr durften wir sogar ein Grußwort des Erzbischofs unserer Partnerstadt York vernehmen. Für das Gelingen dieser Veranstaltungen gilt dem Vorbereitungskreis mit seinem Sprecher, Rainer Schweder, mein besonderer Dank.

Am Ende des Rückblicks auf 2018 soll auch ein Hinweis auf das für 2019 geplante ökumenische Fest am Pfingstmontag auf dem Domplatz in Münster stehen, zu dem die Vorbereitungen angelaufen sind. Der Tag steht unter dem Thema: „Jeder hörte sie in seiner Sprache reden“ (Apg 2, 6 b). Es geht im Kern um das „Einander verstehen“ (auch der verschiedenen Konfessionen), das heute schwieriger zu sein scheint als früher, und das im tiefsten durch den GEIST ermöglicht wird, wenn wir uns IHM öffnen. Da der letzte Pfingstmontag sehr stark durch das Gedenkjahr der Reformation geprägt war, entschied sich der Vorbereitungskreis nun für einen multilateralen Schwerpunkt.

Die Mitsorge um die orthodoxen Brüder und Schwestern, die durch die bevorstehende Verselbständigung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche vom Moskauer Patriarchat und die damit einhergehende Spaltung des Moskauer Patriarchats vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel im Phanar von Istanbul betroffen sind, hat uns bewogen, den Ökumenebeauftragten der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland und Vorstandsmitglied der Bundes-ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron als Prediger für den Hauptgottesdienst am Pfingstmontag einzuladen. Er hat erfreulicher Weise zugesagt und wird sich ebenfalls am theologischen Podium am Nachmittag des Pfingstmontags beteiligen. So darf ich bereits an dieser Stelle zu diesem ökumenischen Fest herzlich einladen.



Der Jahresrückblick 2018 beinhaltet nicht das gesamte Spektrum der Initiativen der ACK 2018. Weiteres kann auf dieser Homepage nachgelesen werden.

Mein Dank gilt dem Vorstand der ACK und den Delegierten der verschiedenen Kirchen und allen, die sich in Münster für die Einheit der Christen, sowie für ein gutes Miteinander der Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen einsetzen und in Solidarität diesen Dienst tun, der auch ein Dienst für ein gutes Gelingen des Miteinanders der Menschen in Münster ist.

Mein besonderer Dank gilt auch dem „Kampanile-Team“, insbesondere Frau Jaskolla, sowie „unserem exzellenten Web-Master, Sönke Stiller, für die starke Unterstützung bei der Erstellung und Pflege der neuen Home-Page der ACK.

Allen Leserinnen und Lesern dieses Grußes wünsche ich für 2019, dass wir „Zeit zum LEBEN“ finden mögen, die geprägt ist von Dankbarkeit und Freude, die aus der Hoffnung und Zuversicht gespeist wird, dass ER unter uns gegenwärtig ist, egal was kommt und dass ER uns weiterhin begleitet.

(Vorsitzende der ACK MS)